Es wird Zeit wieder mal Blog zu schreiben. In der Zwischenzeit bin ich sozusagen in die Vergangenheit gereist, oder eben nicht. Zwar bin ich zurueck nach Pokhara und zur Gastfamilie gekehrt, aber trotzdem haben sie hier das Jahr 2068, bald 2069 (glaube ich jedenfalls...). Nach etwa 3 Wochen Kathmandu habe ich die Stadt endlich hinter mir gelassen. Kulturell ist es dort sicher spannender als in Pokhara, die ganzen Tempel und Sehenswuerdigkeiten sind dort, aber dementsprechend findet man auch den Laerm, das dauernde Gehupe und die schlechte Luft in der Hauptstadt. Pokhara ist die Schoenheit am See, mit den 8000-er Bergen im Hintergrund. Einmal mehr bin ich erstaunt und fasziniert WIE hoch diese sind. Der Saentis ist ein Huegel dagegen!
Pokhara 2012 ist natuerlich eine ganz andere Sache als noch vor 3 Jahren. Meine wichtigsten Verbindungspersonen sind weg, meine Volontaerkollegin Amy zurueck in England, mein Gastbruder Krishna mit Frau und Kind in Spanien. Auf meinem alten Handy (welches ich extra mitgenommen habe fuer die Nepali SIM-Karte) habe ich doch tatsaechlich noch Telefonnummern gefunden von laengs verschollenen Freunden. Ich habe es mir dann erlaubt und habe einfach so ein SMS geschrieben, von wegen ich waere wieder zurueck. Der eine, Yam, hat dann tatsaechlich reagiert, so das wir uns nach 3 Jahren wieder trafen. Echt komische Sache, ich haette ihn wohl nicht mehr erkannt. Nun ist er mein Facebook-Kollege, so geht er nicht mehr so schnell verloren :-)) Ich fand es ja schon ein wenig frech von mir einfach nach 3 Jahren wieder aufzutauchen und ein SMS zu schreiben, aber er war begeistert. Na also, manchmal muss man es einfach wagen.
Als erstes musste ich mich zuerst mal wieder in Pokhara zurechtfinden. Statt wie bisher in Krishna's Jenisha Inn zu uebernachten (welches er ja aufgab) suchten wir uns eine neue Bleibe. Lustigerweise ist das neue Hotel nur eine Querstrasse entfernt. Na ja, viel groesser ist Lakeside Pokhara, also die Touristengegend, eh nicht. In den letzten Jahren wurde hier extrem viel (ver)gebaut. Wir sind dann auch zum Jenisha Inn zurueckgekehrt, aber ich musste 2x gucken. Ich bin diesen Weg sicher 200x gelaufen und trotzdem war ich verwirrt... ein neuer Name (damit hatte ich gerechnet), aber aufgestockt wurde es auch. Nun ist das Hotel doppelt so hoch! Auch das Red House (siehe auch Blog ueber Nepal 2009) wollte ich besuchen, aber auch hier war ich verwirrt. Woooo ist es denn? Meine Freunde hatten gesagt das Haus waere verschwunden, aber ich hatte nicht damit gerechnet das stattdessen 3 (!!) neue Hotels dortstehen! Verschwunden ist der Bambus, verschwunden sind die Papayabaeume, verschwunden ist die ganze Natur! Es ist doch ein wenig erschreckend wie zugebaut Pokhara im Vergleich zu den Vorjahren erscheint. In Kathmandu war der Unterschied nicht so krass, halt auch weil in Thamel schlicht und ergreifend nicht mehr viel Platz vorhanden ist um neue Gebaeude zu errichten. So ist nun auch das Buddhistenzentrum in der Umgebung des Red Houses ziemlich eingepfercht zwischen all diesen Hotels. Sonja und ich besuchten den Wochenendkurs und genossen ein paar Stunden Ruhe mit Meditation, Yoga und Buddhismuslehre. Der Lehrer (Moench) ist immer noch derselbe, zum Glueck!
Ein paar Dinge sind aber auch weiterhin unveraendert. Zum Beispiel hat mich der Typ aus dem Internetcafe erkannt, bin halt ein ehemaliger Dauergast. Viele Restaurants existieren auch noch, das ist mir persoenlich wichtig. Juhui Essen! Gestern gab es Pizza, heute essen wir chinesisch. So zum Abschluss, denn morgen geht es weiter nach Lumbini, den Geburtsort von Buddha. In ein paar Tagen uebertreten wir dann die Grenze nach Indien, wir sind schon sehr gespannt wie gross der Unterschied zwischen den beiden Laendern sein wird. Wir befuerchten aber schon mal dass das Essen eher scharf sein wird, darum goennen wir uns zum Abschluss nochmals was 'exotisches' Suess-saures. Als haetten wir sonst nicht genug Reis :-))
Leider hatten wir die ersten paar Tage in Pokhara kein Wetterglueck. Und ich kann euch sagen, ohne Wetterglueck ist man hier aufgeschmissen. Was machen wenn die Berge im Nebel/Wolken versteckt sind? Wir haben dann einen Toeffausflug mit Yam gemacht, zum Teil konnte man einen kurzen Blick auf Mount Fishtail (je nachdem von welcher Seite man guckt koennte es glatt das Matterhorn sein) erhaschen. Aha, sie sind also doch da, die Berge. Kaum waren wir fuer 3 Tage im Buddhistenzentrum wurde das Wetter besser, man kann nicht immer Glueck haben. Nach dem Kurs machte ich mich auf zurueck ins Dorf, nach Bhatkhola. Ich bat Krishna seine Familie zu informieren das ich komme. Zuerst wollte Sonja mit, sie entschied sich dann doch fuer das angenehmere Leben in Pokhara mit WIFI, internationaler Kueche und Elektrizitaet aus dem Generator, also ging ich alleine.
Ich kannte den Weg ja auswendig, zuerst das Taxi zum Busstand, dann den Bus nach Karketari und dann eine kleine Wanderung nach Bhatkhola. Mein Akzent scheint jedoch ein wenig stark zu sein, dazu war der Typ im Bus nicht der Hellste. Obwohl ich in Karketari erwaehnte dies waere mein Stopp meinte er ich muesse noch weiterfahren. Ich war auch ein wenig verwirrt da ich wusste das neu eine Jeepfahrt nach Bhatkhola angeboten wird (statt laufen). Ich wusste ja nicht WO genau dieser Jeep warten wuerde. Aber je laenger ich im Bus sitzen blieb umso mehr wusste ich das ich falsch war und wohl wieder umkehren durfte. Der ganze Bus machte sich bereits ueber mich lustig da ich immer wieder sagte ich muesste nach Bhatkhola. Ich fand dann jemanden der halbwegs akzeptabel Englisch sprach und er meinte der Stopp kaeme gleich. Nach ein paar Minuten hiess es dann: Willkommen in Bhartkhola!! Nun verstand ich ! Ich wollte nach Bhatkhola, nicht Bhartkhola! Und wer bitte schoen tauft ein Dorf ein paar Kilometer entfernt auf fast denselben Namen?? Sie verfrachteten mich dann in einen Bus in die andere Richtung, also wieder alles zurueck. Lustigerweise war die Rueckfahrt viel kuerzer, wohl auch weil ich wusste das die Richtung wenigstens stimmte. Ich wurde dann in Karketari entlassen und suchte mir diesen Jeep. Aber auch hier hatte ich mich zu frueh gefreut, oder sagen wir ich hatte fast damit gerechnet das es keinen gab. Schliesslich bin ich wieder (fast jedenfalls...) im Dorf, also expect the unexpected. Erwarte das Unerwartete, es kommt immer anders als man denkt, denke am besten ueberhaupt nicht und mache keine Plaene. Embrace the village life!
Wenigstens fand ich den Weg von Karketari nach Bhatkhola relativ schnell, das hat mich dann schon erstaunt. Es handelt sich immerhin um eine ca. 50-minuetige Tour durch Reisefelder, ueber einen Fluss, ueber Steine, noch mehr Steine und dann ein Nepali flat (also mal geradeaus) bis zum Haus. Bei den letzten 200 Metern wurde ich dann leicht unsicher und zeigte einer Einheimischen das 3 Jahre alte Foto des Hauses welches ich auf dem Handy hatte. Es geht also doch auch ohne Sprachkenntnisse. Normalerweise stand immer wer vor dem Haus, als ich ankam war natuerlich niemand zu sehen. Ich guckte dann zur Kueche/Esszimmer/Wohnzimmer rein und der Hund guckte zurueck. Wochenlanges streichelt zahlt sich eben doch aus, denn Tiger (wir nannten ihn Puppy, das heisst Welpe. Damals stimmte es wenigstens noch...) war in zwei Sekunden draussen, sprang an mir hoch und umarmte mich (ich schwoers, das WAR eine Umarmung, ich spuerte die Krallen durchs T-Shirt). Soooo suess! Die Eltern kamen dann auch raus, von ihnen gabs ein Namaste, also die Haende zum Gruss zusammengefaltet. Hier sind sie halt nicht umbedingt 'touchy', das heisst es gibt keine Umarmungen und kein Koerperkontakt wenn nicht unbedingt noetig. Die Kinder waren noch in der Schule, trudelten dann aber auch nach und nach ein. Waehrend die Jungs, Bhoj (nun 17) und Kumar (nun 14), riesige Spruenge gemacht haben von Kindern zu jungen Burschen sieht Sita (nun 12) praktisch noch gleich aus und verhaelt sich leider auch immer noch gleich. Das bedeutet sie hat am zweiten Tag meine Nerven bereits wieder ziemlich geschlissen, hiiiilfe.
Veraendert hat sich ansonsten nicht viel, wir sassen immer noch im Halbdunkeln in der Kueche um das Holzfeuer rum, sie haben immer noch keinen TV (zum Glueck!). Wie erwaehnt ist Krishna nun (arbeitslos...) in Spanien waehrend Kamal (nun 20) in Qatar fuer ein Einkommen sorgt. Sie haben komischerweise auch ein zweites Haus (aber kein Fernseher...) und das Essen ist abwechslungsreicher als frueher. Es gibt nun mehr verschiedene Gemuesesorten als immer nur Kartoffeln. Eigentlich hatte ich ueberhaupt keine Kartoffeln faellt mir nun auf! Am zweiten und letzten Abend gab es sogar Ziegenfleisch welches sie auf dem Markt kauften. Vor 3 Jahren noch unvorstellbar, damals wurde zur Feier das Tages (nach 8 Wochen) ein Huhn ge... hmm..koepft.
Obwohl ich durch eine zuverlaessige Quelle (dachte ich...) abgeklaert hatte ob ein Feiertag waere und die Quelle meinte noooo, war's natuerlich ein Feiertag. Verrueckt was die hier staendig feiern, dieses Mal war es das tibetische Neue Jahr, und das mitten in einem Hindudorf. Dementsprechend waren die Schulen geschlossen und ich verbrachte den Tag mit Sita. Eigentlich wollte ich ja ein wenig alleine im Dorf rumspazieren, aber ich hatte auch vergessen das es hier keine Privatspaehre gibt. Also liess ich mich von Sita begleiten. Wir besuchten ihre Freundin auf der anderen Seite des Flusses, das heisst einmal alles runterlatschen, ueber die Bruecke und dann wieder alles rauflatschen. Ich habe vielleicht offiziell keine richtige Trekkingtour gemacht, aber das war bestimmt mehr als 'Bewegung an der frischen Luft'. Wir bekamen dann Wasser und Tee den ich schluerfte waehrend mich 15 Personen beobachteten und in Nepali Kommentare abgaben die ich nicht mal halbwegs verstand. Einer konnte dann Englisch und hat gemeint ich waere so 'stark' und 'fett'. So kann man es auch nennen, danke schoen...
An der Schule hat sich nicht viel veraendert, die Lehrer hoeren auf Unterricht zu geben sobald sie Besuch haben. So sassen wir groesstenteils im Lehrerzimmer rum. Die ehemalige Englischlehrerin hat in der Zwischenzeit geheiratet und wohnt in den USA, wie ungewoehnlich. Ansonsten sind die Gesichter noch dieselben und alle haben sich gefreut mich wieder zu sehen. Was mich ein wenig nervte war das ich nach Unterstuetzung gefragt wurde, von wegen ob ich Geld da lasse. Ich wollte nicht einfach fuer irgendwas Geld geben sondern moechte lieber eine gute Sache unterstuetzen. Im Dorf scheinen sie mir noch ein wenig 'ohne Plan' zu sein. Man siehts ja an der Schule, in 3 Jahren hat sich null und nichts veraendert. Oh doch, sie haben nun einen Gaskocher im Lehrerzimmer... Schuelermaessig sind die meisten von frueher nun in der Sekundarschule. Wegen des Feiertages lag es mir nicht drin beide Schulen zu besuchen. So hatte ich die Schueler der Klassen 1 bis 3 noch nie zuvor gesehen. Ehrlich gesagt erkannte ich auch die wenigstens aus den Klassen 4 bis 5, ich fand auch es hatte weniger Schueler als erwartet in den Klassen. Der Englischlehrer versuchte mir dann zu erklaeren dass viele Eltern ihre Kinder nach Pokhara in Privatschulen senden (ich verstand ihn meistens nicht auf Anhieb, er musste seine Fragen oft 2 oder 3x wiederholen, peinlich).
Uebernachten durfte ich in der Gastfamilie in meinem alten Zimmer. Ich war dann schnell wieder im 'Dorfmodus' drin, also Zaehne putzen unter sternenklarem Himmel (gespuckt wird ins Gras, gespuehlt eh mit gekauftem Wasser), Reis-Linsen zum Fruehstueck, Reis-Linsen zum Abendessen, zwischendrin tonnenweise Tee, Eggbread (wir nennen es Spiegeleier) und Roti mit Honig (gab es frueher auch nicht). Eigentlich wollte ich ihr Leitungswasser nicht trinken, aber das Essen war zum Teil so scharf das ich nicht anders konnte. Und einmal mehr erwischte ich einen sonderbaren Teil Ziegenfleisch welcher dieses Mal schneller in mein Taschentuch wanderte. Sogar eine Katze hats nun im Haus, ich achtete peinlich genau darauf das Taschentuch dieses Mal nicht zu verlieren, hehe.
Nach 2 Tagen im Dorf hatte ich dann ehrlich gesagt auch wieder genug. Alle wollten mich am liebsten wochen- oder monatelang dort behalten, aber ich war doch wieder froh nach Pokhara zurueckzukehren. Es ist halt doch extrem schwierig, denn die Kinder in der Familie verstehen immer noch sehr schlecht Englisch und auch in der Schule lief es nicht besser. Das Dorf wird immer ein Mysterium fuer mich bleiben, hauptsaechlich weil wir uns nicht richtig verstaendigen koennen. So sind die Sachen nun halt einfach mal wie sie sind, entweder ich mache mir meinen eigenen Reim darauf oder ich vergesse einfach das ich es mal wissen wollte. So einfach ist das.
Meine Familie hat ja Bueffel, Ochsen und Co wie die meisten im Dorf, diese benoetigen sie fuer die taegliche Arbeit auf dem Feld, oder dann halt als Milchgeber. Jedenfalls gingen Sita und ich die Bueffel (beim zweiten Haus wo sonst niemand zu wohnen scheint. Sie benuetzen es nur zum uebernachten fuer die aelteren Soehne) fuettern, sie sollte ihnen Wasser geben. Sie nahm also den Wasserkrug (so ein Riesending fuer ca. 10 bis 15 Liter, schaetzungsweise) und wir machten uns auf zum Wasserhahn, aber dort kam nichts raus. Leer... Ich, aufgeschmissen, was machen wir denn nun? Die Kleine: wir ghen zum Fluss! Ich fuehlte mich echt daemlich und konnte mir auch nicht vorstellen wie sie das machen wollte. Sie schleppte dann aber den Wasserkrug in einem Behaelter bis zum Fluss runter. Ich war mit Sandalen unterwegs und fuehlte ich ziemlich 'local', musste jedoch aufpassen das ich nicht ausrutschte. Sie schleppte dann das ganze Gewicht um den Kopf gebunden wieder rauf. Auf einmal vergass ich in welch misslicher Situation ich mit den Sandalen war. Hey, wenn es eine 12-jaehrige mit 15kg Gewicht schafft werde ich doch wohl nicht kleinbeigeben. Fuehlte mich als wuerde ich in der Grossstadt wohnen, schon alleine wegen der doofen Frage von wo man Wasser herbekommt wenn der Wasserhahn keines hergeben will, seufz...
Am letzten Tag gab es dann einen groesseren Abschied, das heisst ich bekam ein Tikka, sowohl von der Familie wie auch von den Lehrern und den aeltesten Schuelern. Bhoj und Puppy begleiteten mich dann zurueck zur Bushaltestelle nach Karketari und guckten das ich auch ja den richtigen Bus erwische (also bitte... verfahre mich doch nicht, hehe). Zurueck in Pokhara wurde ich freudig von Sonja begruesst (Foto ist auf Facebook) und ich sage euch, praktisch jeder auf der Strasse hat einen Kommentar zu meinem Tikka abgegeben. Es lag nicht an mir, es lag am Tikka. Aber war nett so fuer einen Tag, die ganze Aufmerksamkeit. Nun sitze ich hier im Internetcafe, Sonja ist am paragliden (nix fuer mich). Da ich soooo viel geschrieben habe hat es keinen Platz mehr fuer die Fotos. Nein nicht wahr, es funktioniert einfach nicht mit dem raufladen. Vielleicht kann ich mir ja noch was von Sonja ausleihen, sie macht die Fotos per IPhone und stellt sie dann direkt online. Herrlich wenn man WIFI hat, haette...
Erlebnisse und Neugikeiten von unterwegs. Begleitet mich auf meiner Reise, von Vietnam, Kambodscha, Laos und Thailand mit Isidro bis nach Nepal und Indien mit Sonja. Start: Hanoi/Vietnam 31. Oktober 2011; Ende: Kathmandu/Nepal, 26. April 2012
Freitag, 24. Februar 2012
Sonntag, 12. Februar 2012
Nepal - Kathmandu, Jyamrung/Dhading
Bereits bin ich Stammgast hier in Kathmandu. Es kam ja alles anders als geplant, wie immer. Ich erinnere mich nicht mal ob ich erwaehnt habe dass der Meditationskurs ausgefallen war. Statt waehrend 10 Tagen meine Mitte zu finden habe ich die Tage nepalistyle verbracht, da ne Tee-Einladung, dort ein bisschen sightseeing, immer schoen langsam und mit der Ruhe. Sonja kam ja erst 13 Tage spaeter, so war ich ein wenig auf mich alleine gestellt. Zum Glueck kannte ich noch Leute von meinem letzten Besuch, z.B. Saroj der damals mein Nepalilehrer (vom Volontariat) war oder Gopal, mein Brieffreund (ohne Scherz!) den ich nun zum ersten Mal traf. Die Kaelte machte ja alles ein wenig unangenehmer. Zwar ist es mittags jeweils schon fast wieder heiss, dafuer ist es morgens und abends a...kalt so ohne Heizung. Meine erste Investition: gefuetterte Handschuhe. So habe ich meine Tage mit lesen, Freunde besuchen, Internet gucken, Tee trinken und in der Sonne sitzen verbracht. Alle haben ueber die Kaelte in Europa geschimpft, aber auch hier hat es 0 Grad und die Fenster sind undicht, eine Heizung nicht vorhanden und die Tueren meistens offen. Man kann sich dies nicht vorstellen. Auch Sonja ist erschrocken, obwohl sie direkt aus dem Kuehlschrank Europa hierherflog. Man 'gewoehnt' sich jedoch mit der Zeit daran, die Devise ist 'soviel wie moeglich tragen', momentan habe ich drei T-Shirts unter der Jacke (der Pulli ist in der Waesche, auch das muss mal sein).
Am Tag als ich die Kopan Monastery besuchen wollte wurde gestreikt. Ich kam aus dem Hotel raus und es fiel mir auf dass saemtliche Laeden geschlossen waren! Das bedeutet: Laden runter und mit dickem Schloss abgeschlossen. Ich fand das ein wenig suspekt und fragte im Hotel nach. Anscheinend wuerden Studenten gegen die Gaspreise (also Kochgas) protestieren und die Ladenbesitzer haetten Angst das man ihnen die Scheiben einschlagen wuerde bzw. dass sie den Laden stuermen wuerden. Beruhigend... im Thamel, der Touristengegend war es dann auch ungewoehnlich ruhig. Es fuhren keine Taxi, alle Leute waren zu Fuss unterwegs. Kein Vergleich zum Chaos aus Verkaeufern, Touristen, Taxi- und Motorradfahrern welches normalerweise herrscht. Es war schon nahezu unheimlich obwohl viele Leute unterwegs waren. Ich entschied mich dann zurueck ins Hotel zu gehen und den ganzen Tag (!!!) auf dem 'rooftop' (Hausdach) in der Sonne zu verbringen. Rooftop ist hier eh das Schlagwort, wenns schon mal warm ist sitzt man sich gerne in die Sonne. Diese sind oft im 5. oder 6. Stock, also entweder man kennt sich aus, guckt nach Schildern oder laesst sich vom Reisefuehrer leiten. Oft sind die besten Plaetze naemlich ziemlich versteckt.
Anfang Februar kam dann endlich Sonja hier in Nepal an und erloeste mich von meiner Einsamkeit. Klar gab es immer was zu tun, aber vorallem die Zeit zwischen 16.00 und 19.00 Uhr (zu kalt fuers rooftop, zu frueh fuer Abendessen) war dann doof. Immerhin hatte ich bis zu ihrer Ankunft mein Indienvisum beantragt (ganze 3x musste ich vorbei, das ist aber die normale Prozedur) und auch eine Nepali SIM-Karte gekauft, weise Idee wenn man kein WIFI hat. Ich war bis dahin auch 2x auf dem Weg zum Durbar Square gewesen, aber beide Male kam ich nicht weit bzw. beide Male wurde es teuer. Einmal hat mich ein gelangweilter Tourguide aufgegriffen und ist den ganzen Weg mit mir gelaufen. Ich dachte schon er mache es nicht aus reiner Freundlichkeit, so verlangte er am Schluss Geld dafuer obwohl ich ihn nicht aufgefordert hatte mitzukommen. Immerhin hat er seine Sache super gemacht, ich koennte ihn glatt emfehlen. Beim zweiten Mal folgte mir ein Inder der hier schwarz als Schuhputzer arbeitet. Ich hatte ihn gleich angegiftelt dass ich im Fall keinen Reisefuehrer brauche. Auch er folgte mir und zeigte mir die ganzen Tempel sowie ein Foto von seinem Baby dass er daheim ernaehren muesste. Ich dachte mir es ist wenigstens eine gute Investition wenn ich einen Sack Reis kaufe, besser als Geld geben. Ich muss ja nicht erwaehnen dass er eigentlich zuerst Reis, Milch und Oel wollte und mir das dann doch zu teuer war. Ich hoffe der Reissack hat ausgereicht. Danach entschied ich mich nicht mehr alleine diesen Weg zu gehen. Er ist zwar alles andere als gefaehrlich, aber man laesst mich einfach nicht alleine.
Jedenfalls kam dann endlich Sonja an, ich habe die Arme zu Beginn schon ziemlich ueberfordert. Ich weiss ja wie Kathmandu auf den ersten Blick wirkt, aber ich habe dem ganzen noch eins draufgesetzt. Zuerst mal gabs eine flotte Tour, dann habe ich ihr ein paar Volontaere vorgestellt, meine Nepali-Kollegen ebenfalls, wir tranken Tee und noch mehr Tee und einen Tag spaeter waren wir bereits unterwegs auf kleiner Trekkingtour in ein abgelegenes Dorf. Ich rede hier nicht von 'meinem' Dorf bei Pokhara sondern von seinem. Er ist Ram, ihm gehoert das Hotel in welchem wir uebernachten, gleichzeitig hat er ein Reisebuero das einen sehr guten Eindruck macht. Letztes Jahr hat er einen nationalen Preis fuer die umweltfreundlichen Reisen, die er anbietet, gewonnen. Zusammen mit schwedischen Sponsoren haben sie in seinem Dorf einiges aufgebaut, es gibt u.a. ein Kleinwasserkraftwerk fuer 125 Haushalte, ein Spital mit Pflegepersonal welches fair bezahlt wird und Aktionen wie Decken und Matten fuer die Aermsten. Vor einigen Jahren wurden auch Toiletten fuer die unteren Kasten gebaut. Dies hatte zur Folge dass sich die hoeheren Kasten dachten 'das wollen wir auch' und selber welche bauten. Somit ist eine ziemlich gute Infrastruktur vorhanden, wenn Beduerftige Geld fuer Medikamente benoetigen wird geholfen. So kam es nun dass Ram eine kleine Tour in sein Dorf plante, da ein schwedischer Reporter sowie ein schwedischer Fotograf Material fuer die Sponsoren benoetigten. Wir wurden sozusagen eingeladen uns das Ganze anzuschauen. Ich musste ein bisschen auf Sonja einreden da sie ja erst zwei Tage zuvor angekommen war und ich sie mit der Geschichte ein wenig erschreckt hatte. Es war jedoch alles sauber, also kein sonderbarer Reisefuehrer der uns irgendwohin verschleppen wollte :-) Er haette eh ziemlich schwer geschleppt, denn die Reise ins Dorf bestand nicht nur aus Autofahrt sondern auch aus einer kurzen Wanderung. Die war aber echt nicht der Rede wert, vorallem wenn man den Heimweg der Reise kennt (tut ihr jetzt noch nicht, aber ich wollte es mal erwaehnen).
Wir machten uns also am Sonntag auf den Weg nach Jyamrung. Zuerst hiess es 2 Stunden normale Strasse, 2 Stunde Holperstrasse und dann laufen, irgendwas zwischen 30 Minuten und einer Stunde. Es zoegerte sich dann alles ein wenig raus, auch weil wir unterwegs die Rueckscheibe des Jeeps verloren! Wirklich der einzige Zwischenfall, diese konnte aber schnell wieder eingesetzt werden. Staubig war es ja sowieso, denn die Holperpiste verdient nicht mal den Namen 'Piste', geschweige denn 'Strasse'. Ich habe ja schon einiges schlechtes gesehen, aber das sprengt wohl alles. Wir kamen nur im Schritttempo vorwaerts und wurden kraeftig durchgeschuettelt. Im Dorf angekommen wurden wir aber freundlich aufgenommen. Es hatte mehrere Zimmer da extra fuer Gaeste/Volontaere/Sponsoren ein Haus gebaut wurde. Der Komfort war aehnlich wie in meinem Dorf, also auch hier kein direkter Zugriff auf eine Strasse, nur lokale Laeden, kein TV, kein 'richtiges' Wohnzimmer, keine Fenster, dafuer viiiiieeel Dal Bhat (Reis mit Linsen). Hatte ich meinen Appetit in der Kaelte von Kathmandu zwischenzeitlich verloren kam er mit voller Wucht zurueck. Ich wuerde behaupten mein Koerper hat automatisch in den Dorfmodus geschalten. Wenn's Dal Bhat gibt, dann reichlich. 'Wenig' wird nicht verstanden, die Gaeste sollen es gut haben und sollen gemaestet werden. Anders als in meinem Dorf wurden wir total verwoehnt, das heisst es gab zusaetzlich zum Linsenreis auch Brot, Suppe, Nudeln, Suessigkeiten und Sunntalas (Manderinli). Klingt super, ist aber unheimlich viel zu essen. Die Portionen sind wirklich unglaublich, schon ein Kleinkind haut rein was bei uns ein Mann runterbringen wuerde!
Am ersten Tag durften wir zugucken wie die Decken im Dorf verteilt wurden. Da erkennt man wieder den eigenen Ueberfluss und wie unwichtig manche Dinge doch waeren. Andere freuen sich ueber eine warme Decke die sie sich selber nicht leisten koennen! Wir haben auch weitere Projekte angeguckt und haben mit den Personen gesprochen die sich teilzeitlich um das Wasserkraftwerk kuemmern. Das heisst es wird abends um 16.00 Uhr (in der Winterzeit) jeweils der Strom eingestellt und morgen dann wieder abgestellt. Der eine davon arbeitet normalerweise als Lehrer, verdient sich so aber noch einen zusaetzlichen Batzen dazu. Er war eh unser 'Handyman', das heisst er kann alles, sogar eine Ziege fachmaennisch auseinandernehmen (siehe auch Foto unten). Wir durften zugucken, also vom Zeitpunkt als das Beil auf ihren Hals donnerte bis zu den verschiedenen Haeufchen mit Fleisch die gemacht wurden. Jeder 'Besteller' bekam gleich viel, es wurde fair verteilt. Das heisst das wir nicht nur die Filetstueckchen abraeumten sondern auch Magen, Darm usw. mitbekamen. Super... Und was macht man bei einer Einladung? Man probiert! Ich hatte auch nur vier Ziegenstuckchen im Essen (ich kann nicht Fleisch schreiben...), aber das vierte Stueck gab mir den Rest. Da es hier keine Messer gibt war es nicht unbedingt mundgerecht und liess sich auch mit den Zaehnen widerwillig zerkleinern, so wie ein Kaugummi. Als niemand guckte spuckte ich es schlussendlich ins Taschentuch... sorry, ich brachte es echt nicht runter... das war wohl ein Teil des Magens oder was es dort noch so hat. Als ich dann zurueck ins Zimmer ging holte ich die Taschenlampe aus der Jacke raus und verlor gleichzeitig das Taschentuch. Ich bemerkte den Verlust erst im Zimmer und huschte nochmals die Stufen runter. Die Katze hockte bereits auf meinem Taschentuch welches schon ziemlich zerfetzt aussah! Peinlich!! Schnell entsorgte ich das Taschentuch, auf keinen Fall haetten dies die Gastgeber erfahren duerfen (und ich hoffe er uebersetzt meinen Blog nicht auf Englisch, sonst kommts raus... there are a few things you just don't need to know :-)) )
Waehrend fuer Sonja und mich der Aufenthalt locker-flockig war mussten unsere beiden schwedischen Kollegen Mikael und Martin arbeiten. Fuer uns war es total interessant mal einem Fotograf ueber die Schulter zu gucken. Dies taten wir auch im wahrsten Sinne des Wortes. Um die guten Fotos abzustauben standen wir meistens schraeg hinter ihm, so das wir auch was vom Motiv hatten :-) Leider leider kann ich die Bilder nicht hochladen. Was ihr hier seht ist alles Copyright Sonja Jegen, sie hat die Bilder mit ihrem IPhone gemacht und dann aufs IPad geladen. Tolle Sache!
Eigentlich wollten wir nur zwei Tage bleiben, wir wurden dann aber schnell ueberredet nochmals eine Nacht anzuhaengen. Aber wir hatten wirklich eine tolle Zeit im Dorf, alle waren total nett und haben uns immer wieder zu Tee eingeladen, einmal gab es sogar Zuckerrohr. Wir hatten uns ziemlich doof angestellt da man dies sozusagen mit den Zaehnen schaelt. Aber lecker wars, und danach hatte ich eine Ueberdosis Zucker. Nicht das dies meinen Appetit aufs Abendessen geschmaelert haette.
Dummerweise regnete es am naechsten Tag in Stroemen. Wir dachten zuerst es wuerde wieder aufhoeren und warteten und warteten, aber es war keine Besserung ins Sicht. Waehrend Sonja und ich uns einfach in den Schlafsack zurueckzogen und ein wenig lasen mussten Ram, Mikael und Martin zum Spital um Fotos zu schiessen und Interviews zu fuehren. Uns haette es zwar auch interessiert, aber der Regen war wirklich unglaublich und wir wollten nicht pitschnass zurueckkehren, vorallem weil wir nur mit zwei Dorftagen gerechnet und dementsprechend wenig Kleidung dabei hatten. So kam es dass wir nochmals eine zusaetzliche Nacht bleiben mussten, jedoch war es weiterhin unsicher ob wir ueberhaupt 'rauskamen'. Nach stundenlangem Dauerregen konnte die Holperpiste nicht fahrbar sein. Wir entschieden uns dann Ram's Jeep (kommt erst morgen zurueck!) stehen zu lassen und zu Fuss (fettes Ausrufezeichen) zur Asphaltstrasse zu gehen. Klingt easy, ist in Nepal aber nicht ganz so einfach. Zuerst mussten Traeger organisiert werden bzw. Ram organisierte sie einfach, total nett. Dann gings zwei Stunden lang aufwaerts bis wir zur Holperpiste kamen. Der Bus steckte aber mehr oder weniger fest, so dass wir zuerst mal vorausliefen statt auf ihn zu warten. Er kam dann tatsaechlich nie, so das wir nach 4 weiteren Stunden dann im Headquarter (Dhading Downtown sozusagen) ankamen. Von dort aus mussten wir 'nur' noch den 3-stuendigen Bus nach Kathmandu nehmen wo uns nicht nur ein Hotelzimmer erwartete sondern auch eine ueberheisse Dusche. Zur Feier des Tages, ich glaube ich wurde uebermuetig, hatte ich dann Dal Bhat waehrend sich Sonja an schoenen, frischen Pommes erfreute. Wie schnell kann es gehen das aus einem Budgetzimmer im Thamel eine perfekte Unterkunft mit kuscheligem Bett werden kann. Man schraubt die Anspruche ziemlich schnell ziemlich weit runter. Aber einmal mehr: man gewoehnt sich wohl an alles!
Fuer mich und Sonja war der ganze Trip gratis, wir moechten jedoch die verschiedenen Projekte mit Geldbetraegen unterstuetzen da wir mit eigenen Augen sehen konnten das alles ankommt wo es hingehoert. Untenstehend noch die Links falls jemand Interesse hat, sei es an einer Spende oder an einem zuverlaessigen Reisebuero in Kathmandu (man kann hier ja auch alles andere buchen, Trekkingtouren, Bustickets, Paragliding usw.
Internetseite Reisebuero: http://www.gotomountain.com/
Internetseite Dorfstiftung: http://tukeenepal.org/
Die letzten beiden Tage haben wir dann wieder als normale Touristen hier in Kathmandu verbracht. Die Stadt ist ja schon speziell und nach langer langer Zeit ist sie mir tatsaechlich irgendwie ans Herz gewachsen. Sie ist schmutzig und laut, aber es ist eines der groessten Freiluftmuseen. An jeder Ecke hat es einen Tempel, Heiligtuemer und religioese Bauwerke. Haha, habe gerade im Internet gelesen dass es hier praktisch keine privaten Fahrzeuge gibt, trotzdem bricht der Verkehr laufend zusammen. Die Mischung aus Motorraedern, Taxis, LKWs und Bussen machts :-) Wir waren auch endlich ein wenig shoppen, wir haben Yak-Kaese probiert, der es locker mit Schweizer Kaese aufnehmen kann. Wir haben unsere Haende in Cashmere-Decken gegraben so dass sich mein neu erworbener Yak-Schal wie ein Reibeisen anfuehlt. Aber er gibt immer noch warm, hu!
Die Hocker werden morgen in die Schweiz geschickt :-)
In Jyamrung
Wir haben uns gegen den Bus entschieden und sind gelaufen
Im Dorf werden die Decken verteilt
Handyman nimmt die Geiss 'auseinander'
Abonnieren
Posts (Atom)