
Die Elefanten auf dem Weg zum Festival - Jaipur
Erlebnisse und Neugikeiten von unterwegs. Begleitet mich auf meiner Reise, von Vietnam, Kambodscha, Laos und Thailand mit Isidro bis nach Nepal und Indien mit Sonja. Start: Hanoi/Vietnam 31. Oktober 2011; Ende: Kathmandu/Nepal, 26. April 2012
Hui, wie schnell die Zeit vergeht!! Mein letzter Blogeintrag ist bereits ein paar hmmm... Wochen her, die Zeit vergeht aber auch wie im Flug wenn alles neu ist. Ich merke den Unterschied schon zu Nepal, da war fuer mich alles 'Wiederholung' (positiv gemeint) und ich wusste wo sich die besten Restaurants und Plaetze befinden. Hier in Indien muss auch ich mich wieder zurechtfinden und jeden Tag Neues entdecken. Aber immer schoen der Reihe nach:
Die letzten Tage in Nepal verbrachten wir in Lumbini, dies ist der Geburtsort von Buddha. Diesen Ort hatte ich bereits vor 3 Jahren besucht, er lag aber so schoen auf dem Weg, also machten Sonja und ich dort einen Stopp. In Lumbini hat man das Gefuehl man waere schon halb in Indien, das Chaos ist ein wenig groesser, die Leute fangen schon an zu starren und alles ist einfach ein wenig anders. Die Grenze ist auch nur ein paar Kilometer entfernt, von dem her war es schon mal eine gute Uebung. In Lumbini selber hat es nicht viel, es besteht hauptsaechlich aus einer Strasse mit ein paar Hotels, einem Restaurant, einem Internetcafe in welches ALLE Touristen reinstroemen sowie einem Shop. Eine traurige Sache, wo man sich so schnell wie moeglich die Auswahl Pokhara's zurueckwuenscht. Auf unserer ganzen Reise durch Nepal wurden wir immer wieder vorgewarnt wie 'schrecklich' es in Indien waere, die Leute waeren nicht freundlich, es waere viel Chaos, Laerm, Stress, halt von allem einfach zuviel. Wir ueberlegten uns echt ernsthaft ob wir ueberhaupt nach Indien einreisen sollten und Lumbini machte es uns nicht wirklich einfacher. Wir verbrachten dann auch nur einen Tag dort und besuchten die verschiedenen Tempel die jeweils von einem Land gesponsert wurden. So gibt es Pagoden aus Kambodscha (lustig, die war vor 3 Jahren schon im Bau, schade drum, hatte so einen Hauch 'Angkor Wat' an sich) und Tempel aus Deutschland, Thailand usw. Der Ort ist ideal um sich ein Fahrrad zu mieten und den ganzen Tag ein wenig in der Hitze rumzukurven. Viel mehr gibt es dann aber nicht zu sehen. Noch ein Wort zu unserem Hotel: auch da nahmen wir dasselbe welches ich vor 3 Jahren genommen hatte, aber ich erkannte es fast nicht mehr. So eine miese Abstiege!! Das Zimmer war ja noch ok, aber der Vormieter hatte wohl ueberschuessige Kraft welche er an der Badezimmertuere ausgelassen hatte. Diese hing nur noch so in den Angeln und es war nicht mehr moeglich diese zu schliessen. Auch wenn wir sie zumachten war der Spalt (bei der Angel) zentimetergross. Soviel zum Thema Privatsphaere. Wir Deppen sind aber trotzdem zwei Naechte dringeblieben, hauptsaechlich weil es mehr braucht um uns zu schocken bzw. weil wir eh schon so abgehaertet sind. Andere beschweren sich ueber Spinnweben im Zimmer, bei uns muesste wohl schon die Tuere fehlen... ein Bild folgt hoffentlich spaeter noch sobald wir wieder WIFI haben.
So machten wir uns am naechsten Tag auf den schwierigen Gang zur Grenze. Schwierig darum weil wir unser geliebten Nepal verlassen mussten und uns auf fremdes, vermeindlich 'menschenfeindliches' Terrain begaben. Um uns den Einstieg ein wenig leichter zu machen buchten wir ein Taxi vom Hotel bis zur Zugstation in Gorakhpur inkl. den ganzen Tag Sightseeing. Eine nicht ganz guenstige Angelegenheit, aber besser als 3x per Bus umzusteigen und mit dem ganzen Gepaeck in der Gegend rumzuirren.
Der Uebergang von Nepal nach Indien gestaltete sich dann locker-flockig, Formular ausfuellen, Stempel drauf, welcome to India! Weit und breit keine Touristen, nur ich und Sonja... in der Hoelle! Auf den ersten Blick sah es dann tatsaechlich aus wie in der Hoelle - oder wie man es sich dort so vorstellt - , es war noch frueh am Morgen und das Wetter ein wenig dunstig, ausserdem brannten verschiedenen Feuerchen auf der Strasse (kein Scherz) und grosse Lastwagen hupten sich ihren Weg durch den Schmutz. Weit und breit keine Touris, nur Sonja und ich die von den ersten Leuten belagert wurden die Geld umwechseln wollten. Wie immer hier kommen sie gleich in Scharen daher und man ist ueberfordert wo man hinhoeren soll, denn eigentlich verkauft jeder dasselbe. Danach wurde es dann aber besser, wir fuhren auf einer Ueberlandstrasse Richtung Gorakhpur und nach Kushinagar wo Buddha anscheinend verstorben ist. Deshalb ist der Ort heute eine wichtige Pilgerstaette fuer Buddhisten.
Am Ende des Tages brachte der Taxifahrer uns dann zur Zugstation, aber da war alles ein wenig anders als von Europa her gewohnt. Keine Anzeigetafeln (welches Gleis bitteschoooooen?), keine Shops (so richtig anstaendige wo man was anderes als Tee und Pommes Chips kaufen kann), ueberall schliefen die Leute auf den Perrons und vorallem waren UEBERALL Leute. Indien ist ein Zoo, aber WIR sind die sonderbaren Tiere! Es begann schon in Kushinagar, die Leute gucken als haetten sie noch nie Weisse bzw. Touristen gesehen, sie hielten uns die Handy's ins Gesicht und machten Fotos von uns, die Netteren fragten noch ob sie ein Foto machen duerften und stellten sich neben uns. Also man fuehlt sich hier manchmal schon fast wie ein Star, der Auslaenderstar sozusagen. Ich wollte dann zuerst eine SIM-Karte fuer mein Handy besorgen und musste dazu wieder aus dem Gebaeude raus. Ausserdem brauchte ich Geld, aber der einzige ATM schien meine Karte nicht zu schlucken, egal welche ich ihm hinhielt. Ich traf dann im ganzen Gewusel tatsaechlich wieder auf unseren Taxifahrer (ein Ding der Unmoglichkeit!) der mir privat Geld wechselte und mir auch half eine SIM-Karte zu beziehen. Im Reisefuehrer steht zwar es waere extrem umstaendlich eine zu erhalten, man brauche einen Beweis vom Hotel, zig. Passfotos und Kopien des Visums. Meine lief nach 1 Minute und ich musste nur eine Passkopie abgeben. Merke: was im Reisefuehrer steht stimmt nicht immer.
Unsere erste Zugfahrt war dann eher ruhig. Wir mussten zwar noch 6 Stunden rumsitzen und erfuhren erst im letzten Moment auf welchem Gleis er einfahren wuerde, aber es klappte alles prima mit der Reservation. Wir hatten 2AC gebucht, das bedeutet 4-er Abteil mit Klimanlage und ist die zweitbeste Kateogrie. Die Fahrt selber war nur 6 Stunden, der Zug fuhr zu frueh ab und kam zu frueh an. Merke: was im Reisefuehrer steht stimmt nicht immer.
Wir kamen dann bereits um 5.30 Uhr in Varanasi an und schon auf dem Perron fragte uns einer nach unserem Heimatland. Er meinte die Schweiz waere der Himmel, was wir denn hier in Indien machen. Gute Frage... wir gucken wie es in der Hoelle ist? Varanasi gilt als heiligste Stadt der Hindus welche hier freiwillig baden und das Wasser trinken und sich sogar hier verbrennen lassen. Ein Bad im Ganges soll von allen Suenden reinigen. Unser Hotel befand sich natuerlich genau neben einem Verbrennungsghat (so ne Art Platz), daneben wuschen die Leute die Waesche oder badeten eben im Ganges. Der Hotelbesitzer machte dann auch eine kleine Fuehrung mit uns und erklaerte uns welche Leute verbrennt werden und welche nicht. Es gibt wohl 5 Ausnahmen: Kinder unter 10, Schwangere, Heilige, Leprakranke und Leute die von einer Kobra gebissen wurden. Diese werden gleich direkt in der Mitte des Flusses versenkt... als wir am Ghat ankamen wurde prompt gerade jemand verbrannt, man riecht jedoch nichts und man sieht auch nicht WAS da verbrannt wird. Fotos duerfen natuerlich keine gemacht werden, bei uns kommt ja auch keiner auf eine Beerdigung und schiesst Fotos. Die ganze Angelegenheit fand uebrigens vor unserem Fruehstueck statt :-)
Wenn man an Indien denkt fallen einem natuerlich die vielen Kuehe ein die hier ueberall frei rumlaufen. So ist es also tatsaechlich, Kuehe, Ochsen, Bullen, alles laeuft frei rum und geht dann jeweils am Abends wieder zurueck in den Stall. Es hat jedoch auch total viele Strassenhunde und tierische Schweine. Man findet aber auch menschliche welche die Ghat's als oeffentliche Toilette benuetzen, darum riecht es meistens relativ streng waehrend man von einem Ghat zum anderen laeuft. Die Aussicht auf den Ganges ist auch nicht die Beste, wie gesagt wird entweder Waesche gewaschen oder jemand waescht sich oder es liegt einfach sonst Dreck drin oder davor. Wir entschieden uns dann doch noch fuer eine Flussfahrt um den Sonnenuntergang anzuschauen. Varanasi ist echt schwierig zu beschreiben, es klingt nun als waere es ziemlich eklig, dabei haben ich die nervigen Rikschafahrer, die engen Strassen und das ewige Gehupe nicht mal erwaehnt. Trotzdem muss ich sagen ich hatte es mir schlimmer vorgestellt. Horden von bettelnden Kindern, uebernervige Inder die einem alles andrehen wollen und einen staendig uebers Ohr hauen, ein unaushaltbarer Laerm der einem den letzten Nerv raubt. Klar, manchmal muss man einfach tief Luft holen (oder eben auch nicht, je nachdem wo man gerade steht...) und elegant den ganzen Motorraeder, Tuk-Tuk, Strassenhaendler, Fahrradfahrern und Menschen ausweichen. Aber mit einem Laecheln auf dem Gesicht geht alles viel einfacher. Merke: was im Reisefuehrer steht stimmt nicht immer
Unser naechster Stopp war dann Agra, AGRAAAA, sprich Taj Mahal. Fotos folgen, aber ich hoffe ich muss niemandem erklaeren wie dieser aussieht. Agra selber hat auch einen schlechten Ruf, es waere einmal mehr eine schmuetzige, haessliche Stadt mit den nervigsten Rikschafahrern (wenn man Delhi auslaesst) Indiens. Also wenigstens diese Behauptung ist wahr. Man musste echt nur aus dem Hotelgate rausgucken und schon riefen sie: Rikscha Madame? Der groesste Fehler ist auf der Strasse einfach anzuhalten und unsicher um sich zu schauen da man nicht weiss in welche Richtung man gehen soll oder welches Restaurant man nehmen soll. Schon kommen die ganzen Leute und wollen Rikschafahrten, Schmuck, Postkarten, Reisetouren und aehnliches verkaufen. Das war tatasechlich sehr anstrengend. Ich muss jedoch dazu sagen dass wir auch nur ca. 200 Meter vom Taj Mahal wohnten. Der Vorteil: man braucht tatsaechlich KEINE Rikscha um hinzukommen und alle Restaurants in der Umgebubung haben eine 'to die for'-Aussicht auf den Taj, dafuer kriegt man eben die ganze nervige Bande all inclusive.
An Sonja's Geburtstag (3.3.) machten wir uns fruehzeitig auf um den Sonnenaufgang vor dem Mausoleum anzugucken. Lustigerweise existieren da verschiedene Warteschlangen, solche fuer Touristen, solche fuer die Inder. Dann gab es sogar eine welche dann noch Maennchen und Weibchen aufteilte, also insgesamt 4 Warteschlangen. Die Inder liessen sich dann ein wenig Zeit, aber wir kamen gerade noch rechtzeitig drin an. Viele Leute uebernachten nicht in Agra sondern kommen als Tagestour von Delhi her, dementsprechend hat man fruehmorgens noch nicht viele Touristen und die Fotos sehen noch nicht 'overcrowded' aus (es waere uebertrieben zu sagen es haette ueberhaupt keine Leute gehabt, aber es war in Ordnung fuer eine der groessten Sehenswuerdigkeiten Indiens). Der Taj Mahal IST also wirklich eindruecklich, das Gebaeude ist wunderschoen und sieht im ersten Licht des Tages einfach bezaubernd aus. Es nimmt einfach wirklich fast den Atem weg, nur schon alleine der Gedanke: ich bin vor dem Taj Mahal!
Wir guckten uns auch das Agra Fort an, auch dort wieder wurden wir begafft wie bunte Tiere, die weissen Auslaender. Sie sind hier nicht von der Haarfarbe fasziniert, im Gegenteil, sie meinen sogar wir Westler sehen alle gleich aus. Aber sie finden es toll weil wir so hell sind. Frechheit, dabei bin ich richtig schoen braungebrannt, aber neben den Indern verblasst meistens meine ganze Farbe. Eine andere Farbe bekam ich auch von einem Getraenk namens Mirinda Orange Masala. Dies ist so eine Art Fanta, aber mit einem speziellen Geschmack (Masala ist eine Gewuerzmischung aus verschiedenen Gewuerzen, an und fuer sich nichts 'extremes' dabei). Schon Sonja ist ueber dieses Masala daruebergestolpert (bzw. ihr Magen), nun erwischte es auch mich, aber auf eine andere Art. Ich bekam einen ziemlich ueblen Ausschlag der dann nach ein paar Stunden wieder nachliess. Zuerst brauchte ich aber ein Weilchen um zu merken dass der Ausschlag vom Getraenk kam, so trank ich sicher 3x davon! Wir haben uns fuer den Rest der Reise geschworen: kein Masala mehr fuer uns!! Auch sonst stehen wir dem Essen ein wenig kritisch gegenueber, es ist halt doch oft scharf bis sehr scharf obwohl wir es dann als 'nicht scharf bitte' bestellen. Immer wieder weichen wir auf unsere Kueche aus, gestern zum Beispiel gab es fuer meinen erzuernten Magen eine Pizza.
Wir sind nun bereits in Udaipur, aber dies erzaehle ich ein anderes Mal. Wir sind jedoch beide positiv ueberrascht von Indien, bis jetzt (touch wood!!) ist es nicht halb so schlimm, die Inder haben uns weder ueber den Tisch gezogen noch sind sie unfreundlich. Im Gegenteil, die ganze Reise geht weiter wie sie in Nepal aufgehoert hat, alle sind wahnsinnig nett und noch ist uns niemand zu nahe getreten. Wir freuen uns auf den Rest!
Fort Agra