Sonntag, 20. November 2011

Vietnam - Dalat, Saigon (Ho Chi Minh City)

Wir haben die Hitze von Nha Trang hinter uns gelassen und fuhren mit dem Bus nach Dalat. Dies liegt auf 1500 m Hoehe und ist bekannt fuer sein moderates Klima. Bis jetzt haben wir die Busse immer uebers Hotel gebucht und so liessen wir uns dieses Mal ueberraschen wie wir abgeholt werden. Obwohl Vietnam doch relativ gut organisiert ist muss man sich manchmal einfach ueberraschen lassen. Die Devise "expect the unexpected" (erwarte das Unerwartete) die ich mir schon in Nepal antrainiert habe kommt auch hier manchmal zur Geltung. Einmal wurden wir vom Bus direkt abgeholt und waren die letzten die dann noch "irgendwo" Platz fanden. Immerhin hatte es noch Sitze, es koennte schlimmer sein. In Nha Trang wurden wir dann zu Fuss abgeholt, dir originellste Version war jedoch in Hoi An. Wir erwarteten wieder vom Bus abgeholt zu werden und nachdem wir schon 45 Minuten rumstanden und ich schon dachte die haetten uns vergessen kamen zwei Motorradfahrer daher. Der von Isi nahm dem Rucksack vorne zwischen die Beine, aber ich hatte meinen bereits umgeschnallt und gleichzeitig mein Handgepaeck in einer Hand. Also nahm ich so hinter dem Fahrer Platz... Isi konnte sich hinten am Motorrad festhalten, aber bei mir war der Rucksack im Weg, also packte ich den Fahrer mit meiner einzigen freien Hand vorsichtig an seiner Kindertaille. Ich hatte die Hand an seinem Gurt fuer den Fall der Faelle dass er bremst oder ich mit meinem 15kg-Rucksack hinten drauf das Gleichgewicht verliere. Er fuhr dann aber ziemlich langsam, zum Glueck. Er merkte selber dass er 'zerbrechliche' Ware dabei hat, also ein vollbepackter Tourist der fast vom Mofa faellt. Ich muss ja nicht erwaehnen dass ich waehrend der Fahrt ueber ihn drueber sah ;-)

Hier noch schnell zwei Tipps bevor ich es vergesse: wir sehen immer wieder total viele Rentnertouristen, in Dalat war ein 78-jaehriger Amerikaner alleine (!!!) mit uns auf einer Tagestour. Es hat auch extrem viele Franzosen (wegen der Beteilung Frankreichs in der Geschichte von Vietnam, zum Teil sprechen die Vietnamesen ja auch noch franzoesisch) hier, dann natuerlich auch Deutsche und Russen. Heute sahen wir sogar eine Kuoni-Reisegruppe. Also fuer alle die ein Reiseziel in Asien suchen: Vietnam ist ideal! Und falls jemand eine Suedostasientour macht: kauft nicht den Lonely Planet Suedostasien (fuer die die es nicht wissen, das ist ein Reisefuehrer) sondern nur fuer das jeweilige Land. Wir haben uns immer wieder genervt da unser LP ziemlich zusammengefasst ist (wegen Platzmangel) und hier gibt es die einzelnen Laenderbuecher fuer ca. 4 Franken. Wir werden nun wohl einen fuer Kambodscha kaufen und einfach mal annehmen dass es in den Touristengebieten in Kambodscha dann den fuer Laos gibt. Ich habe mir ja auch die Millenium-Buecher gekauft, No. 1 und 2 (Verblendung und Verdammnis, nur zum empfehlen so far), die werfen sie einem ja wortwoertlich auf der Strasse fast nach. Wir haben uns zuerst gewundert warum alle Buecher so guenstig sind, bis wir feststellten dass sie zwar von aussen wie neu aussehen, der Inhalt ist aber kopiert! Buah, Raubkopien!! Mein Buch sieht noch gut aus, aber bei Isi's (irgendwas ueber den Vietnamkrieg) haben sie sich nicht mal die Muehe gegeben die Kopiererscheibe vorher zu reinigen. So hat es auf jeder Seite die gleichen "Schlirggen".

Zurueck zu Dalat...nach dem Strand in Nha Trang war es eine ziemliche Umstellung. In Dalat und Umgebung wimmelt es nur noch so von Gewaechshausern. Wir sahen diese bereits aus dem Bus raus und versuchten herauszufinden was denn gezuechtet wird. Auf einer Tagestour konnten wir das Geheimnis lueften: Blumen! Und noch mehr Blumen (Monaco-Rose konnte ich mir merken)! Fruechte! Gemuese! Auch der vietamesische Kaffee den ich so liebgewonnen habe kommt von hier. Isi schaut mich immer erstaunt an wenn er einen Kaffee bestellt und ich dann noch einen zweiten dazu fuer mich. Er ist sich das ueberhaupt nicht gewohnt. Ich trinke ihn aber nur weil er im Gegensatz zum 'normalen' Kaffee viel suesser ist. Dann gibt es ihn auch noch mit Kondensmilch die dann zentimeterdick am Boden haftet. Hmmm, lecker, yummie, mitho cha (de, engl, nepali). Schnief, werde den Kaffee vermissen :-(

Wir besuchten natuerlich auch eine Kaffeeplantage, die einerseits den vietnamesischen Kaffee herstellt und auch den speziellen Wieselkaffee. Die Kaffeebohne wird von Wieseln gefressen und dann ausgeschissen und dies wird dann weiterverarbeitet. Der Kaffee ist natuerlich viel teurer da er ... ungewoehnlich ist. Wir sahen sowohl die armen, eingesperrten Tiere wie auch die ausgeschissenen Bohnen. Wem das schon zu geschmacklos ist soll doch gleich zum naechsten Abschnitt huepfen... denn wir sahen uns auch eine Grillenzucht an... jaaaaa, Grillen fressen keine Kaffeebohnen sondern werden gefressen. Zuerst grauste es uns ziemlich davor, aber sie versicherten uns dass die Grillen bis zu 24 Stunden vorher nichts mehr zu essen erhalten haben, das heisst ihr Darm war leer. Ausserdem haben sie auch keine Fluegel da sie erst ein gewisses Alter haben. Und ganz wichtig: sie waren bereits tot und fritiert (grins). Und wie schmecken Grillen? Scharf.. lag wohl an zu viel Chillisauce in der ich die Grille zwecks Geschmacksveraenderung gedippt habe. Ansonsten ist es einfach... knusprig, ohne nach viel zu schmecken. Wir hatten beide Angst dass uns mehr unser Hirn einen Streich spielt und es uns wuergt wenn wir dran denken was wir hier kauen, aber das Vergnuegen war viel zu klein (in cm) als dass es sperrig gewesen waere oder dass man z.B. ein einzelnes Beinchen oder so gespuert haette. Also, alles halb so wild. Sieht nur auf dem Teller grausig aus. Ist aber immer ne tolle Geschichte fuer daheim, hehe.

Ausserdem guckten wir uns auch eine Seidenplantage, eine Pagoda sowie einen Wasserfall an. Beim Wasserfall haetten wir jedoch einen steilen Abstieg auf uns nehmen muessen. Isi erlaubte ich das nicht (Mann hat ja immer noch einen Kreuzbandriss), so blieb ich mit ihm und dem 78-jaehrigen zurueck... ich Lusche...

Immer wieder hoert man hier die Aussage 'same, same, but different'. Ich weiss nicht genau was sie zu bedeuten hat, aber man kann es ziemlich gut und oft benuetzen. Auf unserer Tagestour war auch ein Oesi (Guenther aus Wien, hehe) dabei mit dem wir uns gut (auf Deutsch!) verstanden. Da ja JEDER die Austrians mit den Australians und die Swiss mit den Swedish verwechselt sind Schweizer und Oesterreicher doch einfach 'same same... but different'. Nachbarn, aber es ist halt doch nicht dasselbe. Liebe Gruesse hiermit an meine oesterreichischen Freunde :-))

Dalat war klimatechnisch aehnlich wie die Schweiz. Ziemlich warm (nennen wir es heiss) waerhrend dem Tag, kalt jedoch in der Nacht. Das erste Mal auf unserer Reise vermisste ich einen Foehn um die Haare zu trocknen und ebenfalls das erste Mal packte ich den Schlafsack aus. Zwar hatte es flauschige Bettdecken, aber ich bekam doch tatsaechlich eine Allergie von diesen Dingern. Nach drei Tagen ging die Reise fuer uns per Liegebus weiter (wozu einen normalen Bus nehmen wenn man die Fuesse praktisch ausstrecken kann?). Nachdem wir nun per Bus selber, zu Fuss und per Mofa abgeholt wurden kam noch die 4. Variante dazu: ein Minibus der zuerst alle aufsammelt und dann zur hochmodernen Busstation (sah aus wie ein Flughafen) bringt. Wir waren fast die einzigen Westler und nachdem der Bus schon 15 Minuten zu spaet war kam eine Mitarbeiterin auf uns zu und ENTSCHULDIGTE sich fuer die Verspaetung. Im Bus bekam jedes Gepaeck dann ein Ticket um es danach wieder mit derselben Nummer abholen zu koennen und sogar die Plaetze waren nummeriert (wir sassen zuerst sogar auf den falschen Plaetzen). Vor der Fahrt gab es eine Durchsage auf vietnamesisch (nix verstanden...) und gratis Getraenke wurden verteilt. Ich brach fast in Traenen aus... so eine Organisation, fabelhaft! Ich will ja nicht das Wort 'unzivilisiert' fuer Asien nehmen, eher 'na ja, man macht halt einfach mal was, es kommt schon was dabei raus', aber Vietnam war bis jetzt in dieser Hinsicht tatasechlich ueberraschend. Ich frage mich wie ich das in Indien ueberleben soll.

Au ja, nochmals ne lustige Geschichte... diese Schlafbusse sind zwar super, leider haben sie keine Toilette. Na ja, die ersten beiden Busse die wir weiter oben im Norden benutzen hatten zwar welche, gemaess Aussage der Reisebueros hier existieren diese aber nicht in Vietnam, soso. Immerhin fanden wir ein Reisebuero in dem die Angestellten auch englisch verstehen. Im vielgeruehmten Sinh-Cafe (aus dem Lonely Planet) beantworteten sie meine Ja-oder-nein-Frage mit nicken/Kopf schuetteln gleichzeitig, ich werde nie wissen was sie meinte. Kann man denn nicht annehmen dass evtl. englischsprechende Touristen in ein Reisebuero gehen und gern eine einfache Auskunft haetten? Jedenfalls buchten wir unseren Sleepingbus dann woanders, eben ohne Toilette. Das wurde mir dann kurz vor Saigon (oder auch Ho Chi Minh City) zum Verhanegnis. Zwar hatten wir zwei Stunden vorher einen Stopp eingelegt und ich war auch auf der Toilette gewesen und hatte in weiser Voraussicht auch fast nichts getrunken, aber es war wohl doch zuviel. Jedenfalls waren wir MITTEN auf einer Autobahn als ich driiiiingend musste! Da nuetzt es mir auch nichts wenn der Fahrer sagt es dauert noch 15 Minuten, das lag nicht drin. Sie verstanden auf einmal auch Schweizerdeutsch (O-Ton von mir: wenn ihr nicht anhaelt seiche ich eben hier in den Bus, dazu die passende Handbewegung in den Gang rein) und nachdem Isi insistierte oeffneten sie die Tuere. Wir standen auf der mittleren Spur von drei, aber wir standen wirklich, im Abendverkehr einer 7 Mio Stadt. Ich huepfte raus und stand zwischen zwei Lastwagen. Da die Motorraeder alles rechts ueberholen hatte ich auf einmal eine zuesaetzliche Spur hinter den Lastwagen. Da kamen sie angebraust, eines nach dem anderen waehrend sich die Lastwagen (zwischen denen ich stand!) langsam in Bewegung setzten. Ich spuerte die Hitze des Asphalts - im Bus muss man die Schuhe ausziehen und da es WIRKLICH dringend war hatte ich keine Zeit mehr gehabt die Schuhe anzuziehen - und irgendwann gab es eine Luecke und ich huepfte auf eine Art Parkplatz und suchte mir den groessten Strauch aus... Eeeerleichterung. Ich hoerte Leute aus einem Lastwagen johlen (die dummen Touris wieder!! Also ich...) und rannte schnell in Socken ueber Stock und Stein zurueck zum Bus der netterweise auf die rechte Seite ausgewichen war und auf mich wartete... Isi meinte auch im Bus haetten sie gelacht. Egal, die Erleichterung uebertrifft alles... 200 m weiter war die Autobahn auf einmal zu Ende (ratzfatz, nicht wie bei uns mit Ausfahrt und so) und eine Tankstelle stand dort. Eeeegal, Eeeerleichterung. Wir wussten dann nicht genau wo aussteigen, aber ich getraute mich nicht mehr 'pips' zu machen, ich hatte den Bogen ja bereits ueberspannt. So fragte Isi nach, aber wir wurden dann eh an der Endstation ausgeladen: welcome to Saigon!

Wir "wohnen" nun hier im District 1, auch bekannt als Touristen-Downtown. Es hat ein Hotel nach dem anderen und die Leute ueberrennen einen fast wenn sie sehen dass Touristen mit Rucksack daher kommen = benoetigen ein Hotel. Die erste Absteige die wir anguckten hat mich wohl fuer den Rest des Lebens schockiert. Sie war privat, irgendwo in einer dunklen Gasse versteckt und nachdem ich durch die halbe Wohnung gegangen war fuerte die steilste und engste Treppe der Welt in das obere Stockwerk, ohne Gelaender. Unten im Eingangsbereich lag ein behindertes Familienmitglied (Stichwort Agent Orange im Vietnamkrieg) auf dem blanken Boden, als wuesste man nicht "wohin" mit ihm, das hat mich ziemlich schockiert. Wir fanden dann noch ein Hotel an der Touristenstrasse, andere Hotels, Internetcafes, Restaurants und Laeden gleich in Reichweite. Mit Ohrenstoepsel schlaeft man sowieso, sogar im ruhigen Dalat hatten wir eine Karaokebar gleich nebenan. Es ist verrueckt auf was man alles achten muss. Zum Teil wurden uns Zimmer gezeigt mit zugemauerten Fenstern oder dann ein Zimmer im 4. Stock das nach Farbe roch da in allen anderen Zimmern noch umgebaut wird (wenigstens koennte man behaupten man waere der einzige Gast im Hotel...). Interessanterweise haben die meisten Hotels keinen Lift und die Zimmer sind IMMER im 4. Stock. Vor allem in Dalat liefen wir sicher 4x bis ganz rauf, das mit dem ganzen Gepaeck. Ich war mit den Nerven ziemlich am Ende da ich auch Hunger hatte und wieder mal auf die Toilette sollte. Ausserdem hatte ich Kopfweh da ich zuwenig getrunken hatte. In Dalat hatte ich eh andauernd ein wenig Kopfweh und ich habe NIE Kopfschmerzen, ich glaube ich vertrage nicht mal mehr eine Hoehe von 1500 m. Darum sind wir nun in Saigon, solange ich nicht von einem Motorrad ueberfahren werde, am Smog ersticke oder mir schlecht wird von den Fotos die es im Kriegsmuseum zu sehen gibt (die kennen echt nichts, ich habe selten so schlimme Bilder auf einmal gesehen... von verunstalteten Leichen bis zu den schwersten Missbildungen die die Leute von den Giftstoffen haben die im Krieg abgeworfen wurden (eben, Agent Orange) kann mir eigentlich nichts passieren. Ausser ich ueberfresse mich an den vielen Restaurants hier... ansonsten lesen wir uns ein anderes Mal (Isi ist endlich fertig mit skypen)...

Strand in Nha Trang

Downtown Dalat

Gewaechshaeuser in Dalat

Blumenfarm

Unser zweites Fruehstueck... Grillen mit scharfer Sauce

Unsere tollen Schlafbusse (man muss nicht unbedingt schlafen, darf aber immerhin liegen)

Vietnamesischer Kaffee (im Bierglas) und Bier ... im Kaffeeglas


Nachtrag, Hoi An bei Nacht

4 Kommentare:

  1. Also schon Suedostasien pur erlebt - ueberfuellte Strassen, Hitze und Regen, süsser Tee/Kaffee und scharfes Essen.. echt, ihr habt die fritierten Grillen probiert?
    Also weiterhin keine Scheu zeigen beim probieren Ungewohntem... Viel Spass weiterehin, Perghi

    AntwortenLöschen
  2. Wieselkaffee? Noch nie gehört! Habe ich dir eigentlich erzählt, dass wir bei uns in der WG einen jungen Mann aus Vientam untergebracht haben? Die Fotos sind natürlich wieder traumhaft! Danke auch für die Karte, wir haben uns sehr gefreut! Weiterhin viel Spaß!!!

    AntwortenLöschen
  3. Hey ihr 2

    same same but diffrent...hajaaa, das wird ein Ohrenwurm werden, Andi nimmt diesen Satzt nach vier Jahren Vietnam noch in den Mund, unglaublich :-). He der Blog ist absolut hammer und spannend zu lesen, ich freue mich immer wieder über neue Geschichten, Abenteuer ect. von Euch. Weiter so und geniesst die Zeit im wundervollen Asien :-). Grüsse aus dem PLSG-Büro Lili

    AntwortenLöschen
  4. hoi nadine, ich bin so froh, dass du mir diesen link gegeben hast - es ist sehr amüsant und spannend, deine geschichten zu lesen. und so viiiiel hast zum schreiben - big smile. ich wünsche euch weiterhin viel spass und eine gute zeit. ganz liebe grüsse gerda

    AntwortenLöschen