Sonntag, 22. April 2012

Nepal - Kathmandu, die letzte Woche bricht an


 Die berauschende Aussicht vom Hotelzimmer aus

 Der freche Affe der Handy und Portemonnaie geklaut hat (nicht meines)


 Nepali-Gewusel auf dem Markt

 Waehrend dem Kochkurs kriegen wir Hilfe beim Momo's machen

 Eine Restaurantkueche, klein aber fein

 So sieht es aus wenn man zu lange im Buero bleibt. Ich wurde drinnen eingeschlossen (no worries, es hat noch einen Hinterausgang...)

 Mein Arbeitsplatz. Huebsch, oder?

 Und alle gucken was der Affe macht :-)



Ich koennte doch wieder mal die Zeit fuer einen Blog nuetzen. Gucke mir meine Stichworte an, aber ausser warten und Essen mache ich eigentlich nicht viel, es ist der Wahnsinn! Meine Geduld wird jeden Tag auf die Probe gestellt, ich weiss nicht ob ich einfach nur sensibel bin oder ob es wirklich extrem ist. Mein Chef Ram hat mich heute auf 9 Uhr ins Buero gestellt, ich stand noch drin und war am reden als der Erste reinstuerzte und mich uebertoente. Eigentlich sollte ich das naechste Mal einfach weiterreden: ich bin nun dran! Ich moechte mich jetzt schon bei allen entschuldigen wenn ich diese Unart uebernehme, aber ich finde ich praktiziere sie praktisch nicht im Vergleich zu den Nepalis. Jedenfalls haben wir nun zwei Stunden spaeter und ich habe noch nichts gemacht ausser ein wenig rumgesurft, einer Kollegin ein ueberlanges Email geschrieben, Buecher bei Amazon bestellt (bin ja bald daheim) und meine Tasche aus der Waesche geholt. Dann war ich nochmals in meinem Zimmer oben und habe die Stichworte geholt. Wieder mal bin ich umgezogen, ich bin zwar immer noch im Hotel Cosmic, aber neu im 6. Stock!! Da weiss man was man macht, vorallem wenn man unten steht und was vergessen hat. Da es nun auch sicher 30 Grad hat und mein Zimmer zuoberst auf dem Dach steht ist es auch dementsprechend warm drin, aber warm habe ich sowieso wenn ich 6 Stockwerke raufgelaufen bin.

Hach, eigentlich habe ich ueberhaupt nichts zum schreiben, wie die meisten arbeite ich den ganzen Tag, oder sagen wir halt ich sitze die Zeit ab. Ich habe es mir schon ein wenig anders vorgestellt, das Hauptproblem ist einfach das Ram nie Zeit hat… und ich nie informiert werde. Ich war voll Tatendrang und habe in der Zwischenzeit auch einiges geschrieben, seine ganze Lebensgeschichte, die ganzen Projekte im Dorf(abgeschlossene und laufende) und dann noch einiges ueber Volontaere. Noch ist ueberhaupt nichts online von dem was ich gemacht habe. Zum Teil verschlimmbessert er meine Texte das es ein Graus ist. Habe schon gesagt das ich diesen Link bestimmt nicht weitergebe, sonst denken ja alle das katastrophale Englisch waere von mir. Diese Erfahrung kennt Sonja, zwar reden sie zum Teil exzellent Englisch (Nepal und Indien), aber das Geschriebene sieht aus wie… Sau! Auch faszinierend ist wenn z.B. Ram den Text LAUT vorliest. Ich glaube dies habe ich schon das letzte Mal erwaehnt, aber ich habe vergessen zu sagen WIE er liest! Ich fuehle mich 3 Jahre zurueckversetzt als ich im Dorf in der Schule gearbeitet habe… also entweder er erfindet Worte oder liest sie einfach falsch. Korrigieren nuetzt nichts, mir hoert ja hier niemand zu. Na ja, ich hoffe wenigstens er hat verstanden was ICH geschrieben habe, auch wenn er es anders ausspricht. Oder dann gibt es solche die ueberhaupt nicht lesen und schreiben koennen. Ich habe hier einen Inder getroffen und habe ihm mein Tattoo (also meinen Namen) gezeigt und er konnte es nicht lesen! Verstehe ja noch wenn es Englisch waere, aber es war Nepali bzw Hindi, und trotzdem wie Hieroglyphen fuer ihn.
Jedenfalls habe ich hier nen taeglichen Waschgang der Gefuehle. Da kommt man motiviert daher und dann laesst man mich stundenlang warten, oder dann will ich Tipps geben und dann heisst es ‘man’ brauche keine Belehrung von mir. Zum Teil spuere ich die Maennerdominanz enorm, vielleicht ist es auch ein Problem dass ich die Sprache nicht spreche. Die Nepalis sind zwar eigentlich furchtbar freundlich, aber wenn ich hier drin sitze werde ich einfach uebersehen. Ich sitze direkt beim Eingang, aber kein Mensch begruesst mich, nur die wenigsten lassen sich herab. Sonst sind sie auch immer so nett, ist schon komisch.

Letztes Mal habe ich noch ueber Silvester geschrieben, also es war dann doch am Donnerstag Abend. Wir gingen zusammen essen, das heisst Ram ging mit zwei schwedischen Kunden essen die wohl froh waren dass er noch unterhaltsame, europaeische Begleitung mitbrachte, denn Monsieur war ja meistens am Telefon (nochmals so ne Unart hier). Ram geht mit allen zum Abschluss ins Garden of Dreams, da gibt es Wiener Schnitzel, die Preise sind hoch, aber das Ambiente ist nett und nebenan hat es einen Garten (wie der Name schon vermuten laesst) wo sich waehrend dem Tag gut verweilen laesst, wenn man dann den Eintritt bezahlt hat. Nix gibts gratis, auch hier nicht. Und der Eintritt ist taeglich, nicht nur an Silvester. Ansonten gab es kein Feuerwerk, zum Teil wurde in touristischen Bars gefeiert, aber den Nepalis selber ist es nicht wichtig. Wichtiger ist dann Neujahr, da gehen anscheinend alle auswaerts essen und alle begruessen sich mit ‘Happy New Year’, es gibt die Aussage anscheinend nicht mal auf Nepali, das sagt ja schon alles.  

Ueber eine Reiseinternetseite habe ich ein paar Leute kennengelernt, so dass ich doch nicht ganz so einsam bin. Zum Teil sind es Nepalis die Auslaendern ihre Stadt zeigen, groesstenteils jedoch andere Reisende die per Zufall auch gerade hier sind. So war ich schon mit einem aus Dubai, einem Englaender und bald einem Amerikaner weg, der aus Singapore musste leider den Urlaub kurzfristig verschieben. Echt eine tolle Sache, falls ihr auch mal alleine reist: www.travelbuddy.com. Ich musste zwar USD 10 ‘Eintrittsgebuehr’ bezahlen, die haben sich aber gelohnt.

Durch die ganze aaaanstrengende Googlerei hier bin ich auf ein Hotel ein wenig ausserhalb aufmerksam geworden, dieses ist ‘unter Schweizer Fuehrung’. Habe dann auf der Internetseite gesehen dass sie Nepali-Kochkurse anbieten. War nun lucky, das heisst Yolanda die Inhaberin hatte mich vor ein paar Tagen angerufen, es wuerde tatsaechlich ein Kurs stattfinden! Die beiden anderen Teilnehmer waren aus der Naehe von Chur, so fuehlte ich mich doch schon fast heimisch. Der Kochkurs war ein wenig anders als jener in Vietnam, das Gemuese war schon geschnitten und vorbereitet und wir waren eher passiv. Das aber auch weil wir uns alle drei nicht recht getrauten, ich meine ich kenne ja meine Kochqualitaeten. Isi wird nun sagen sooo schlimm ist es nicht, aber gleich jedem vorzeigen muss ich es nicht. Wir machten dann ausser Daal Bhat (dem Nationalgericht) auch Momos, verschiedene Saucen und Tee. Die Momo’s waren am witzigsten (siehe auch Fotos einen Blogeintrag frueher) denn wir mussten den Teig mit Fuellung drin richtig zusammenfalten was ueberhaupt nicht so einfach war. Nach einem Weilchen kamen zwei Ladies in die Kueche die nur laut lachten als sie unsere Endresultate sahen...ein vernichtendes Urteil! Sie zeigten dann geschickt wie sie das machen, peinlich. Erst hinterher erfuhren wir dann von Yolanda dass die beiden Damen ueberhaupt nicht fuer die Kuche zustaendig sind sondern fuer die Zimmer! Momo’s machen kann hier also jeder, ausser uns. Ich finde zwar meine sahen ganz ansehnlich aus. Jetzt brauche ich nur noch so einen Steamer, und nen Dampfkochtopf fuer die Linsen. Ich bin ja schlechter ausgeruestet als jede Nepalikueche, wer haette das gedacht. Hier noch die Schleichwerbung falls mal jemand in Kathmandu ist und gerne ein Hotel ein wenig ausserhalb haette. Ich empfehle ein paar Tage im touristischen Thamel zu wohnen und dann nach ausserhalb zu fluechten. Das Taxi nach Thamel dauert ca. 20 Minuten (je nach Verkehr), witzigerweise sind die meisten Sehenswuerdigkeiten eh ausserhalb, von dem her kommt es nicht an wo das man ‘wohnt’. Und eben, es gibt taeglich Schweizer Zmorgen mit Zopf, gehe dann evtl. uebermorgen hin, Fotos folgen!! http://www.trekkersholidayinn.com/

A propos Essen, habe mir nun ein Twitter-Konto (follow me!!)  zugetan wo ich die neuesten Fressensbilder online stelle. Es sieht wirklich so aus als wuerde ich den ganzen Tag nichts anderen machen als essen und dabei das Essen fotografieren. Aber es ist manchmal wirklich meine einzige Abwechslung wenn ich sonst niemanden und nichts habe (z.B. auch kein Fernsehen, habe zwar einen im Zimmer, aber irgendwie hat es eh NIE Strom, also gucke ich gar nicht erst ob er laeuft und was laeuft). So ueberlege ich mir immer schon Stunden im Voraus auf was ich denn Lust habe und wo ich hingehen moechte. Bis jetzt habe ich ca. die Haelfte der Restaurants im Reisefuehrer durchgeackert, ausser die ganz noblen habe ich ausgelassen. Nicht weil es mir zu teuer ist sondern weil es irgendwie schraeg wirkt wenn ich da alleine reingehen muss. Sie gucken dann immer so und fragen: wieviele Personen? Jaaaa, wie viele siehst du denn??

Wenn wir schon beim Essen sind (entweder Arbeit oder Essen, ihr duerft waehlen), um an Fruechte zu gelangen muss man sich hier ja ziemlich anstrengen. Die kann man nicht einfach so in Laeden kaufen sondern muss Ausschau halten nach den ‘fahrbaren Staenden’. Natuerlich hatte es zuvor meistens abends geregnet, so dass die Maenner samt Fahrraeder verschwunden sind. Dies bedeutete keine Fruechte fuer mich. Nix von wegen mal schnell in den Migros gehen und dort alles kaufen was man braucht. Ich glaube nach 4 Tagen habe ich endlich mal Trauben und Bananen gekauft… und dann musste ich natuerlich noch handeln, so ein Witz!! Es wird wirklich um alles gehandelt und ich weiss nicht ob der Preis schlussendlich gut war, die Trauben haben 3x soviel gekostet wie die Bananen. Das naechste Mal war ich dann auf dem local market, aber da werfen sie dir das Zeugs kiloweise nach. Ich hatte dann tatsaechlich 12 kleine Bananen gekauft aber alle selber verfuttert, zusaetzlich zu dem ganzen Zeugs was ich sonst noch so esse. Die meisten meiner Hosen haben einen Gummizug, zum Glueck. Ich glaube der Blick auf die Waagenanzeige wird eher verheerend ausfallen. Von wegen im armen Nepal gibts nicht zu essen. Schon in Indien waren die Frauen durchschnittlich ziemlich fuellig und hier in der Stadt ist es aehnlich, im Dorf sieht es dann wieder ganz anders aus. Ich habe jedenfalls noch selten eine Frau im Sari gesehen bei der kein Speckbauch rausquillt. Ich bin ueberzogen Sonja ist da meiner Meinung.

Um meinen Hoehepunkt hier in Nepal wurde ich auch noch gebracht. Ram wurde kurzfristig (es gibt hier keine Plaene, alles ist kurzfristig) zu einer Hochzeit in sein Dorf eingeladen und ich durfte mit. Erstens bedeutete dies zur Abwechslung mal raus aus dem Smog und dem Laerm, zweitens endlich wieder mal huebsch (=Kurta) anziehen und drittens zurueck nach Jyamrung. Ich freute mich total darauf obwohl wir bis zum Schluss nicht wussten ob es klappen wuerde. Die Zeichen standen dann aber gut, so machten wir uns am Donnerstag morgen, zwar ein wenig verspaetet da er noch eine Sitzung gehabt hatte, auf zur Hochzeit, denn die Zeremonie selber fand in Kathmandu statt. Es war schon eher unwirklich, die Braut sah todungluecklich aus und ich hatte fast Mitleid. Ich fragte dann nochmals nach, es war keine arrangierte Ehe (ich haette es schwoeren koennen), sondern eine Liebesheirat. In Nepal scheint dies eher eine ernste Angelegenheit zu sein, von wegen ‘der schoenste Tag des Lebens’. Die Braut verlaesst an diesem Tag ihr Elternhaus und ab sofort ist die Familie ihres Mannes fuer sie zustaendig. Oft wohnen die Familien auch weit auseinander, was bei uns mit dem Auto erledigt werden kann sind hier ja meistens stundenlange Fussmaersche, hauptsaechlich wenn man im Dorf lebt. Leider verstand ich nicht sehr viel, es gab immer wieder Rituale mit Essen oder Blumen die ins Feuer geworfen wurden,  und der Priester war stundenlang am Texte vorlesen (das kennen wir doch). Ich hatte es mir verkniffen Fotos zu machen, ernstens weil die Braut so ungluecklich aussah und zweitens da ich eh im Dorf noch mehr Gelegenheit dazu haette. Das Brautpaar lief dann zum Schluss ein paar Mal ums Feuer rum, die Braut wurde umgezogen und dann ging die ganze Gesellschaft zum Bus der sie ins Dorf bringen wuerde. Wir waren ein wenig luxurioeser unterwegs in Ram’s Privatauto, ein Jeep, denn anders kommt man nicht vom Fleck. Ich habe absichtlich Bus geschrieben und nicht Car, also das Gefaehrt war auch eher von robuster Natur. Ram war dann andauernd am Telefon, eigentlich nichts Neues. Er haette mir aber doch einen Gefallen gemacht wenn er nicht staendig telefoniert haette und gleichzeitig versucht haette dem Gegenverkehr auszuweichen und Gang zu schalten. Wir haetten zwei Hochzeitsgaeste bei uns im Auto und einer rueckte dann mit der Nachricht raus dass die Feier im Dorf eigentlich am selben Tag waere! Unlogisch wenn man erst um 20 Uhr ankommt und weiss das Nepalis um 21 Uhr ins Bett gehen! Wir dachten eigentlich die Feier waere erst einen Tag spaeter, aber wir sind ja hier im unverhofft-kommt-oft-Land. Unverhofft schlug dann die naechste Bombe ein, ein Kunde von Ram war auf der Trekkingtour in einer Lawine geraten (!!!) und musste nun gerettet werden. Kein Wunder war er staendig am Telefon! Der Helikopter war bereits auf dem Weg, fand die Gruppe jedoch nicht. So wurde der Ausflug aus Kathmandu raus und ab ins Dorf fuer uns relativ kurz, wir mussten dann nach ca. einer Stunde Fahrt umkehren (nachdem wir die zwei hinten im Auto in den Bus verfrachtet hatten) und retour in die Stadt. Ein Notfall!! Tja, soviel zu meinem tollen Ausflug, der Rueckkehr nach Jyamrung und den Fotos vom Hochzeit. Die Verletzten konnten uebrigens erst am naechsten Morgen geborgen werden, der eine befindet sich noch auf der Intensivstation. Haette der Sherpa ihn nicht ausgebuddelt bzw. ueberhaupt gefunden waere die Sache wohl anders ausgegangen. Eine Lawine ist ja keine Schlittelbahn, hier im Himalaya schon gar nicht.

Der Ausflug hat mir somit nicht viel gebracht ausser einem halben Hitzeschlag (in der Zwischenzeit hat es hier sicher 30 Grad und Klimaanlagen existieren wenn ueberhaupt nur in Hotels), Um- und Einpackerei meiner ganzen siebentausend Sachen (ich liebe es ja…) und als I-Tuepfli habe ich noch den Hustensaft auf meine neue Tasche, die Kurta-Hose und meine Fuesse (das kleinste Problem) ausgeleert. Darum war die Tasche auch in der Waesche, immerhin ist es raus gegangen und sie sieht aus wie neu.  Ausser Spesen nix gewesen.

So, noch ein letzter Abschnitt. Muss vielleicht noch erwaehnen das Nepal zwei Seiten hat, oder mit der touristischen sogar drei. Komme soeben von einem Stadtteil zurueck wo sich Laeden wie Nike, Adidas, Pizza Hut und aehnliches befindet. Wer schon mal in Nepal war kann sich fast nicht vorstellen das es sowas 'normales' hier auch gibt. Ach ja Sonja, es ist nur ein Block vom Garden of Dreams weg, habe ich per Zufall rausgefunden als ich einfach mal weiter gelaufen bin. Jedenfalls treffen hier schon Welten aufeinander. Einerseits muss man auf dem local market mitten in der Stadt doch am Boden kniend um Fruechte feilschen waehrend es dann wieder Laeden gibt wo man sich fragt wer von den Einheimischen sich das leisten kann. Aber es gibt sie auch, die Nepalis die in der Stadt aufgewachsen sind und abends weggehen zum Essen (und zwar kein Daal Bhat) und Bier trinken. Und dann gibt es wieder die anderen, eher traditionellen die 2x am Tag Daal Bhat essen und bestimmt keinen Alkohol tinken, die im Dorf aufgewachsen sind und sich 'den Weg raus' muehsam erarbeiten mussten. Und dann gibt es die die weiterhin im Dorf leben und mit den Gegebenheiten und Umstaenden (Stichworte Strom, fliessend Wasser, Toiletten...) zufrieden sind. Und dann natuerlich alle anderen die irgendwo dazwischen sind. Faszinierend!

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